Kein Stillstand bei Markus Weinzierl: Schalke muss sich spielerisch weiterentwickeln

Nach zuletzt neun Spielen ohne Niederlage hat Schalke 04 in die Erfolgsspur zurückgefunden. Doch während die Medien geradezu euphorisiert sind, vom „Weinzierl-Wunder“ sprechen, oder Schalke plötzlich als unschlagbar erklären, bremst der „Heilsbringer“ Weinzierl: „Wir sind beim Blick auf die Tabelle lange nicht zufrieden“. Und das ist auch gut so. Denn die kommenden Gegner werden sich auf Schalkes neues System ziemlich genau einstellen.

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Vor allem die Veränderung vom 4-2-3-1 zum 3-5-2 darf als einer der wesentlichen Gründe für Schalkes Aufschwung gelten. Zumal die Spieler das System und ihre Rolle verinnerlicht haben. Bei Ballbesitz stellen die „Außenverteidiger“ stets Überzahl im Mittelfeld her. Zudem agiert S04 mittlerweile mit einer Art Doppel-10 und einer hängenden Spitze.

Gegen den Ball agieren Schalkes Profis deutlich aktiver als noch unter Andre Breitenreiter, zeigen mehr Einsatz, laufen viel und pressen besser. Die gegnerischen Mittelfeldspieler werden konsequent zugestellt. Schalke-Taktik-Blogger Karsten Jahn beschreibt die Vorteile, die diese Spielweise hat: „Großteilig sind sämtliche Passoptionen versperrt. So werden Fehler erzwungen, können Bälle abgefangen werden. Schalke schnappt sich den Ball und kontert.“

Markus Weinzierl selbst sagt über seinen Systemwechsel: „Die Aufgabe des gesamten Trainerstabs ist es, ein System für die Mannschaft zu finden, in dem sie am besten funktionieren kann. In diesem System haben unsere Spieler die besten Voraussetzungen, um ihre Stärken einzusetzen. Egal ob in der Defensive oder in der Offensive. Daher war die Umstellung schon ein wichtiger Schritt.“

Trotz der jüngsten Erfolge: Für Weinzierl stellt der Status Quo lediglich die Basis dar. Die Basis für weitere Veränderungen.

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Schließlich ist davon auszugehen, dass sich Schalkes Gegner auf das neue System und den neuen Spielstil einstellen werden. Königsblau dürfte deshalb auch weiterhin an seiner Variabilität arbeiten, um für den Gegner schwer ausrechenbar zu sein. Die intensive personelle Rotation wird Schalke deswegen auch zukünftig beibehalten.

Das wird aber wohl kaum die einzige Maßnahme bleiben.

Taktik-Experte Jahn hat beobachtet, dass etwa Nastasic mehr und mehr die Rolle eines Außenverteidigers spielt, „der auch den Spielaufbau maßgeblich mitgestaltet, Bentaleb und Geis mehr und mehr die einer Doppel-6 und Goretzka und Meyer die einer Doppel-10.“ Der Taktik-Blogger erwartet, dass die Knappen demnächst wieder mit einer einzigen Spitze und einer 2er Kette hinten spielen könnten. „Weinzierl will Kontrolle im Mittelfeld um Bälle schnell zu gewinnen und saubere Konter auszuspielen. Strukturiertes Gegenpressing und hohes Mittelfeldpressing sind von Anfang an seine Mittel gewesen.“

Trotzdem hat S04 gegen besonders tief stehende Gegner immer noch Probleme, aussichtsreiche Situationen und Torchancen zu kreieren. Gegen Bremen profitierte S04 trotz des deutlichen 3:1 maßgeblich von einem Fernschuss und einem Freistoß, die den Sieg brachten.

Neben der angestrebten Kontrolle im Mittelfeld, dürfte laut Karsten Jahn deshalb eine zentrale Frage Schalke-Trainer Weinzierl besonders beschäftigen: Wie Schalke gegen tiefstehende Konter-Teams bestehen will. Karsten Jahn: „Ich gehe davon aus, dass wir die Antwort spätestens nach der Winterpause bestaunen dürfen.“

Karsten Jahns komplette Analyse lest ihr hier.