Die vielen Baustellen des André Breitenreiter

Schalkes Trainingslager in Florida sollte die „Basis für eine erfolgreiche Rückrunde legen“, so zumindest die Hoffnung von André Breitenreiter. Doch wer ernsthaft erwartet hatte, S04 würde erkennbare Fortschritte machen, wurde bislang enttäuscht. Denn was die Knappen in den drei Testspielen ablieferten, erinnerte stark an die schwankenden Leistungen der Rückrunde. Konnte Schalke 04 das erste Testspiel gegen die zweit- bis drittklassigen Kicker der Fort Lauderdale Strikers noch halbwegs souverän gewinnen, setzte es gegen Atletico Mineiro und gegen Arminia Bielefeld doch recht herbe Niederlagen.

Andre Breitenreiter
Es bleibt viel zu tun für André Breitenreiter. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Zwar muss man die Niederlagen etwas relativieren. Schließlich waren Schalkes Profis gegen Mineiro nach einer Woche Trainingslager „im Kopf und in den Beinen etwas müde. Das ist zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung aber sicherlich normal“, wie André Breitenreiter betonte. Und beim Spiel gegen Arminia Bielefeld gestern wird auch der Jetlag der erst letzten Freitag aus den USA zurückgekehrten Schalker eine Rolle gespielt haben – Alessandro Schöpf etwa konnte deshalb gar nicht erst mit nach Bielefeld reisen. Doch etwas mehr wird auch Schalkes Chefcoach erwartet haben.

Natürlich: Die Anzahl der bereits Ende der Hinrunde ausgemachten Schalker Problemfelder war groß. So groß, dass man nicht davon ausgehen konnte, diese in 10 Tagen Trainingslager auszumerzen. In seiner Hinrunden-Analyse hatte Breitenreiter insbesondere moniert, dass seine Spieler zwar „sehr leicht, ins generische Drittel gelangen“. Dort fehlten dann aber, gerade gegen tief stehende Gegner, Kreativität und Lösungen. „Mit Julian Draxler haben wir diese Kreativität zu Beginn der Saison verloren. Diese Kreativität benötigen wir, um den Unterschied zu machen und uns klarere Torchancen herauszuspielen.“

Seitdem konnte man im Schalker Offensivspiel keine Verbesserung erkennen. Zuletzt zwei Tore aus drei Testspielen, darunter zwei gegen unterklassige Gegner, sind einfach zuwenig.

Younes Belhanda, aus Kiew gekommen, um die „entscheidenden Bälle zu spielen„, fehlt bislang völlig die Bindung zum Schalker Spiel. Erst seit knapp zwei Wochen im Team, konnte der Marokkaner weder auf der 10 (wie gegen Fort Lauderdale und Mineiro), noch auf dem linken Flügel (wie gegen Bielefeld) überzeugen. Die zentrale Frage lautet, wie lange der in Montpellier geborene Offensivmann und Schalkes zweiter Winter-Neuzugang Alessandro Schöpf brauchen, um sich zu akklimatisieren.

Eric Maxim Choupo Moting Teaser
Eric Maxim Choupo Moting. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Dass auch Klaas-Jan Huntelaar und Franco Di Santo im Schalker Sturm nicht alternativlos sind, zeigte Breitenreiters Aufstellung gegen Arminia Bielelfeld in der ersten Halbzeit. Als alleinige Spitze sollte Eric Maxim Choupo-Moting wirken, der erst in der 3. Spielminute eine 100%-Chance nicht reinmachte und anschließend oft zu zögerlich im Abschluss blieb. Doch auch die in der zweiten Halbzeit gekommenen etatmäßigen Mittelstürmer Huntelaar und Di Santo blieben blass. Alles wie immer so oft also.

Immerhin Junior Caicara hatte in Halbzeit eins eine starke Phase, als der rechte Außenverteidiger zeitweise eine Flanke nach der anderen, in den 16er brachte. Allein: Sie führten nicht zu Toren. Schalkes Abschlussschwäche ließ grüßen.

Dass sich auch im Abwehrverhalten seit dem Winterurlaub – und in der entsprechenden Kürze der Zeit – wenig geändert hat, wurde erst gestern wieder deutlich. So lässt Schalke den gegnerischen Offensivspielern nach wie vor immer wieder unerklärlich viel Raum, geht zu harmlos und zu unentschlossen in die Zweikämpfe. Außerdem zu beobachten: Schnell umschaltende Mannschaften stellen Schalke immer wieder vor riesige Probleme. Zweitligist Arminia Bielefeld erspielte sich so etwa einige Möglichkeiten.

Grund zur Sorge muss Schalke auch das Verhalten bei generischen Eckstößen machen. Zwei der vier Testspiel-Gegentore fielen nach Eckbällen (einmal gegen Mineiro, einmal gegen Bielelfeld).

Für André Breitenreiter und seine Profis bleibt also weiterhin viel zu tun. Es sind nach wie vor viele Baustellen, die beackert werden müssen. Das weiß auch Schalkes Cheftrainer. „In den kommenden Tagen und Wochen müssen wir weiterhin hart arbeiten. Die Bewegungen im letzten Drittel werden sicherlich ein Schwerpunkt in der Trainingsgestaltung sein, zudem die Chancenverwertung“.

Es wäre wünschenswert eine Verbesserung „schon“ gegen Werder Bremen zu erkennen, die immerhin zwei ihrer fünf Testspiele gewinnen konnten…