2:3 gegen Bayer Leverkusen. Ursachenforschung

Die Gesten sprachen Bände: Beim obligatorischen „Breitenreiter-Kreis“, bei dem sich nach den Spielen Mannschaft, Trainerteam und Betreuer versammeln, zeigte der Cheftrainer nach dem 2:3 gegen Bayer Leverkusen, was er von der Leistung seiner Schützlinge in der zweiten Halbzeit hielt. Immer wieder sprach er einzelne Akteure an, und schien irgendetwas zwischen Hilflosigkeit und fehlendem Biss gestikulieren zu wollen. Doch war diese Hilflosigkeit als Vorwurf an die Spieler zu verstehen, oder die eigene?

André Breitenreiter
André Breitenreiter: „Mir fehlen ehrlich gesagt ein wenig die Worte“. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Denn unverständlich ist, wie eine in der ersten Halbzeit überzeugend spielende Mannschaft eine 2:0-Führung innerhalb von zwei Minuten verliert und innerhalb von nur sechs Minuten drei Tore kassieren kann. Schalke brachte sich mit Unkonzentriertheiten um den eigenen, in der ersten Halbzeit durch das überragende Mittelfeld mit Eric Maxim Choupo-Moting (1 Tor), Leroy Sané (1 Tor) und Max Meyer (2 Vorlagen) herausgespielten Lohn. Der „Kicker“ bringt es auf den Punkt: „Die Hausherren waren zwischen der 46. und 60. Minute gedanklich nicht auf dem Platz.“

Nach Einschätzug der WAZ begann nach dem Anschlusstreffer „wieder das kollektive Nervenflattern, und das wurde in der 54. Minute mit dem 1:2-Anschlusstreffer durch Julian Brandt erst recht verstärkt.“ Es sei nicht zu fassen, „wie eine Mannschaft, die die erste Halbzeit so dominiert hatte, binnen weniger Minuten so auseinander fallen konnte.“

Ähnlich geschockt äußerte sich André Breitenreiter nach dem Spiel: „Mir fehlen ehrlich gesagt ein wenig die Worte. (…) Wir wussten, dass Leverkusen noch mal alles versuchen wird. Dennoch sind wir nach dem Seitenwechsel in einen Tiefschlaf verfallen. 15 Minuten haben gereicht, um das Spiel komplett auf den Kopf zu stellen.“

Und in Keeper Ralf Fährmann hatte Breitenreiter auch einen Mitschuldigen ausgemacht. „Ralf Fährmann sah bei den ersten beiden Treffern nicht gut aus, aber er hat uns in dieser Saison schon viele Punkte gerettet. Auch er darf mal Fehler machen“, so der 42-Jährige. Beim 2:2 durch Karim Bellarabi mag das zutreffen. Anschluss- und Führungstreffer fielen allerdings nach schnellem Umschaltspiel der Leverkusener, das von den Knappen schlicht schwach verteidigt wurde. Vor allem beim 2:3 stand Schalke viel zu hoch.

Ralf Fährmann war untröstlich. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Ralf Fährmann war untröstlich. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Das bestätigt Eric Maxim Choupo-Moting. „Unsere Angriffe waren überhastet, wir haben die Kompaktheit vermissen lassen, waren insgesamt viel zu naiv“, so der Deutsch-Kameruner nach dem Spiel. Und Ralf Fährmann war nach dem Spiel untröstlich, entschuldigte sich bereits beim Gang zur Nordkurve bei den Fans und sagte anschließend: „Den Gegentreffer zum 2:2 nehme ich voll und ganz auf meine Kappe. Das tut mir für jeden einzelnen Fan im Stadion total leid. Mit meinem langen Abwurf vor dem 1:2 habe ich versucht, das Spiel schnell zu machen. Wir waren zu dritt auf der Seite. Leider konnten wir das Kopfballduell nicht für uns entscheiden. Ansonsten wäre der Weg nach vorne frei gewesen.“

Es stellt sich außerdem die Frage, ob André Breitenreiter angemessen auf die taktische Umstellung von Bayer Leverkusen, unter anderem in Gestalt der Umstellung auf die Doppelspitze mit Stefan Kießling und Chicharito, reagierte. Viel zu sehen war davon nicht.

Nach diversen weiteren Aluminiumtreffern der Rheinländer fand Schalke immerhin wieder mehr ins Spiel, bemühte sich, konnte aber nicht mehr den Ausgleich erzielen. André Breitenreiter zerknirscht: „Wir haben daran geglaubt, dass wir noch einen Treffer erzielen werden. Die Möglichkeiten waren da, aber Bernd Leno hat das eine oder andere Mal hervorragend gehalten.“

Beim Stand von 2:3 schickte Breitenreiter zudem Leon Goretzka für Johannes Geis (78.) und Benedikt Höwedes für Roman Neustädter (87.) ins Spiel. Mit „Brecher“ Höwedes hoffte Breitenreiter wohl noch auf ein Glückstor mit dem Kopf, von Goretzka Impulse aus dem Mittelfeld heraus nach vorn. Damit zog Breitenreiter den Einsatz zweier zuletzt lange Verletzter einem Einsatz von Offensivmann Alessandro Schöpf vor. Personalien, die nicht alle Beobachter nachvollziehen konnten. Breitenreiter wird seine Gründe gehabt haben.