Nur 2:2 gegen Hertha BSC Berlin: unangenehme Berliner und individuelle Fehler führen zu enttäuschendem Unentschieden

Hertha BSC Berlin gegen Schalke 04Nach der begeisternden Champions League-Nacht in Madrid unter der Woche galt für Schalke heute dreierlei: zunächst einmal in den wetterbedingt grauen Bundesliga-Alltag zurückzukehren, den Schwung aus dem begeisternden 4:3 gegen Real Madrid mitzunehmen und den positiven Trend zu bestätigen.
Hertha BSC Berlin erwies sich von Anfang an als undankbarer und höchst unangenehmer Gegner. Die gegen den Abstieg spielenden Berliner standen extrem tief, pressten stark, gingen aggressiv in die Zweikämpfe und machten die Räume eng. So eng, dass S04 kaum zu Chancen kam. Über links ging gar nichts, kaum mehr über rechts. Flanken über die Außen fanden im Wissen um die Kopfballstärke der Hertha-Innenverteidiger Anthony Brooks (1,93 m Körpergröße) und Sebastian Langkamp (1,91 m) kaum statt.
Schalke versuchte es also ein ums andere Mal durch die Mitte, dribbelte sich aber entweder fest oder scheiterte unter Druck gesetzt am eigenen Passspiel. Apropos: gegen die bissigen, äußerst kompakt stehenden Herthaner konnte Schalke nicht ansatzweise an das starke Kurzpasspiel anknüpfen, das man noch gegen die „Königlichen“ zeigen konnte. Spektakuläre 112 Fehlpässe nach 90 Minuten sprechen eine deutliche Sprache. Vor allem Leroy Sané, der für den angeschlagenen Eric Maxim Choupo-Moting kurzfristig in die Startelf gerückt war, schien in der zweiten Halbzeit kaum einen Pass an den Mann bringen zu können. Folgerichtig wurde der junge Stürmer kurz vor Schluss gegen Kevin-Prince Boateng ausgewecheselt.
Im Tor hatte Timon Wellenreuther heute – vorsichtig ausgedrückt – auch nicht seinen besten Tag erwischt und war maßgeblich für beide Gegentore verantwortlich. Sowohl beim 0:1 in der 20. Spielminute als auch beim 1:2 neun Minuten vor Spielende konnte der 19-jährige Youngster die Schüsse von Valentin Stocker aus 20, respektive 15 Metern nicht entscheidend klären. Die Abpraller konnten Änis Ben-Hatira und Genki Haraguchi erfolgreich abstauben. Zumindest das 0:1 darf man Wellenreuther nicht allein auf die Karte schreiben: beim Spielaufbau schenkte Christian Fuchs unter Druck gesetzt den Ball mit einem Fehlpass her, Matija Nastasic hätte Valentin Stocker am Fernschuss hindern können und Benedikt Höwedes hätte Ben-Hatira nicht aus den Augen verlieren dürfen.
So rannte Schalke zweimal einer Berliner Führung hinterher. Immerhin der 1:1-Ausgleichstreffer von Leroy Sané war grandios: Klaas-Jan Huntelaar schickte Sané in einer seiner wenigen guten Szenen mit der Hacke. Sané blieb cool und verlud Hertha-Keeper Thomas Kraft mega-abgezockt mit einem feinen Heber. In der 90. Minute konnte Joel Matip nach Fuchs-Freistoß mit dem Kopf unhaltbar für Thomas Kraft ins Tor treffen. Immerhin noch ein Punkt – trotzdem zu wenig. Viel zu wenig.