Was der FC Schalke 04 zur "Wir helfen"-Aktion von Hermes und "Bild" sagt [UPDATE]

Update 20.09., 13.30 Uhr: Der FC Schalke 04 hat sich offiziell zur „Wir helfen“-Aktion von Hermes und der „Bild“-Zeitung geäußert. Der Verein teilt mit versucht zu haben, „einen weiteren sichtbaren Beitrag mit einem Badge zu seiner eigenen Aktion #stehtauf (…) zu leisten. (…) Hierauf hat Schalke in mehreren Gesprächen hingewirkt, jedoch eine Absage erhalten.“ Auch zahlreiche weitere Optionen, die in den vergangenen Tagen intensiv geprüft wurden, hätten zu keinem Ergebnis geführt.
Trotzdem wird der FC Schalke 04 mit dem Badge zur Aktion gegen Stuttgart auflaufen. Der Verein zeige sich damit solidarisch mit allen Erstligisten.
Dennoch kritisiert der FC Schalke 04 scharf die „wiederholt unüberlegten öffentlichen Äußerungen von Initiatoren der Aktion – und meint damit wohl ausschließlich die polemischen Tweets von „Bild“-Chef Kai Diekmann (siehe unten).
„Die völlig unnötige öffentliche Kommentierung der Entscheidung des FC St. Pauli am vergangenen Mittwoch hat einen Schaden angerichtet, den vor allem die Clubs tragen müssen, die sich im Sinne einer massiv eingeforderten Gemeinschaftsaktion verhalten haben“.
Ganz offen und in Richtung der „Bild“-Zeitung heißt es: „Wir sind uns sicher, dass nicht nur der FC Schalke 04 daraus seine Schlüsse ziehen wird“…
Hier die Meldung:

Update 18.09., 10 Uhr: Auch die Schalker Fan-Initiative und die Ultras Gelsenkirchen rufen den FC Gelsenkirchen-Schalke 04 nun dazu auf, die von der DFL unterstütze Aktion „Wir helfen“ der Bild-Zeitung nicht mitzumachen. Selbstverständlich müsse sich der FC Schalke an der Hilfe für Flüchtlinge beteiligen.

„Dies tut er allerdings mit Unterstützung von uns Fans schon, wie sich u.a. im Vorfeld des Spiels gegen Mainz (#stehtauf, Kumpelkiste) zeigte. Gerne dürfen diese Aktivitäten auch noch weiter ausgebaut werden. Der Verein sollte sich aber nicht an einer scheinheiligen Aktion derjenigen Boulevard-Zeitung in Deutschland beteiligen, die in der Vergangenheit in zum Teil unsäglicher Weise gegen Flüchtlinge Stimmung gemacht hat – und nun in „Wir helfen“ offensichtlich ein wirkungsvolles PR-Instrument entdeckt zu haben glaubt.“ [Quelle: Fan-Initiative]

Update 17.09, 21 Uhr: Auch der VfL Bochum will auf die Verwendung des „Bild“-Logos verzichten.

VfL verzichtet auf Badges-BeflockungDer VfL Bochum 1848 wird nicht an der für das kommende Wochenende geplanten…
Posted by VfL Bochum 1848 on Donnerstag, 17. September 2015

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Ursprünglicher Artikel vom 17.09.2015:
Am kommenden Wochenende sollten die Spieler der 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga anstatt des üblichen Sponsorenlogos von „Hermes“ mit einem „Wir helfen – #refugeeswelcome“-Schriftzug auf den Trikot-Ärmeln auflaufen. Doch zumindest der FC St. Pauli wollte sich an der Aktion nicht beteiligen – und könnte nun Gesellschaft bekommen. Denn hinter der Kampagne steckt neben dem Logistik-Diensleister die „Bild“-Zeitung.

So ereiferte sich „Bild“-Chef Kai Diekmann auf seinem Twitter-Account über den FC St. Pauli. Ausgerechnet der Kiez-Club habe „kein Herz für Flüchtlinge“, so der kaum haltbare Vorwurf. Frei nach dem Motto: Wer nicht für „Bild“ werben will, muss gegen Flüchtlinge sein

Dem linksorientierten Club aus Hamburg dürfte sauer aufgestoßen sein, dass ausgerechnet „Bild“ hinter der Aktion steckt. Gegenüber dem „Kicker“ begründete St. Pauli-Geschäftsführer Andreas Rettig die Absage wie folgt:

„Der FC St. Pauli ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen. Unser Testspiel gegen Borussia Dortmund, das private Engagement unserer Spieler sowie verschiedenste Aktionen unserer Fans und Abteilungen für die Flüchtlinge in Hamburg sind Beleg dafür. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Klubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen“.

Mit seinem Tweet löste Diekmann gestern einen kleinen Shitstorm aus – und zwar gegen sich und seine Zeitung. Der dazugehörige Hashtag #BILDnotwelcome war am Mittwoch Platz eins der deutschen Twitter-Trends und auch Fans anderer Fußball-Vereine forderten ihre Mannschaften auf, es dem FC St. Pauli gleichzutun.

"Refugees Welcome". Bild: Copyright Tim Kramer, Tremark Fotografie
„Refugees Welcome“ auf Schalke. Bild: Copyright Tim Kramer, Tremark Fotografie

Etwa die „Königsblaue Hilfe“ . Die Schalker Fan-Initiative moniert die Doppelmoral der „Bild“-Zeitung: Nachdem „Bild“ vor nicht allzu langer Zeit noch mit Schlagzeilen gearbeitet hatte, die nicht Wenige als „Hetze“ bezeichnen würden („Wir haben zu viele kriminelle Ausländer!“ oder „Die Wahrheit über kriminelle Ausländer“), habe das Boulevard-Blatt offenbar seine Politik geändert. Die Aktion sei nichts weiter, als eine kostenlose „Mega-Werbekampagne“.

„Dass auf Schalke und in Gelsenkirchen Flüchtlinge willkommen sind, zeigte die Vereinsfamilie erst am vergangenen Sonntag, 60.000 Menschen zeigten sich mit der S04-Aktion #stehtauf solidarisch. Deshalb sollte es für jeden Schalker selbstverständlich sein, die Aktion des FC Schalke 04 und nicht die des Springer-Verlages zu unterstützen. Denn so läuft das hier auf Schalke, und es geht auch ohne BILD sehr gut, denn wir müssen keine selbst gelegten Feuer löschen.“