Jägerlatein

Er hat sich also wieder mal zu Wort gemeldet, der feine Herr Jäger, Innenminister des wunderschönen Nordrhein-Westfalens. Und Schalke 04 hat einen netten Liebesbrief aus seiner Klaue erhalten.
Jäger betätigt sich dort investigativ als Sherlock Holmes von der Wedau und hat den Täter der beleidigenden Pinselei auf der A42 offensichtlich schon selbst ermittelt. Getreu dem Motto „Der Mörder ist immer der Gärtner“ kann das ja nur ein Ultra von Schalke sein.
Und dann dieses Banner. Dieses Stück Stoff aus der Hölle. Mit der schlimmsten Diffamierung ever, ever, ever: „Sitzer absetzen“ steht doch tatsächlich darauf.  Mit einem picassoaesk gezeichneten Portrait. Zapperlot! Und das wird immer im Stadion gezeigt. Von „persönlicher Belastungssituation“ des Herrn Sitzer ist deswegen die Rede.
Das treibt einem ja vor lauter Emotionalität ob der aufopferungsvollen Empathie von Herrn Jäger für Herrn Sitzer die Tränen in die Augen, als würde aus Freude am Geruch wahllos Pfefferspray in einen Nordkurvenblock gesprüht. Derartiges hätte man sich damals mal für die unbeteiligten Jungs und Mädels gewünscht, die es erleben durften.
Klar, derartige Verunglimpfungen wie am Emscherschnellweg sind wirklich Mist und auch nicht sonderlich originell. Da ist das Banner „Sitzer absetzen“ doch schon spitzfindiger. Nur erstens: Was hat Schalke bzw. der Vorstand damit zu tun? Und was soll er denn jetzt bitteschön für Herrn Jäger machen? Wie soll Schalke tätig werden? Ich hoffe doch entsprechend unseres Leitbildes und für seine Fans.
Ach ja, kann natürlich sein, dass Herr Jäger nicht so in der Materie drinsteckt, dann empfehle ich ihm als Gute-Nacht-Geschichte das Grundgesetz, insbesondere Artikel 5 mit den Absätzen 1 und 2. Die Stelle hat auch manchmal den Kosenamen „Meinungsfreiheit“. Viel Spaß, Herr Jäger! Eventuell regt das ja zum Denken und Schweigen an. Nicht, dass Herr Jäger demnächst noch auf die Idee kommt, dass alle Nordkurvengänger ihre Kutte ablegen müssen als organisierte kriminelle Vereinigung oder so.
Glückauf!