"Die Herzen der Fans haben wir erst mal verloren"

Horst Heldt bewies nach den Spiel gegen den SC Paderborn Realitätssinn: „Die Herzen der Fans haben wir erst mal verloren.“ In der Tat entludt sich gestern auf Schalke, was sich bei den Fans in den letzten Monaten aufgestaut hatte. Die Mehrheit der Fans auf Schalke, allen voran die Ultras Gelsenkirchen, machten ihrer Enttäuschung Luft. Angefangen beim Stimmungsboykott über Transparente und Hohn-Gesänge bis hin zu unschönen Szenen nach dem Spiel. In der Kritik der königsblauen Fans: die Mannschaft mit Trainer Roberto di Matteo, Clemens Tönnies als Vorsitzender des Aufsichstrates und Horst Heldt, Manager und Sportvorstand.
Letztlich handelt es sich um die Eskalation einer zweistufigen Kritik: Zunächst berechtigte Kritik an blutleeren, zum Teil erschreckend emotionslosen und enttäuschend schwachen Leistungen des zweitteuersten Teams der Bundesliga. Damit direkt verknüpft die Kritik an Schalkes Führung, die sich gleich mehrerer Vorwürfe ausgesetzt sieht. Angefangen von der sportlichen Talfahrt mit Verpassen des Saisonziels Champions League-Qualifikation in Verantwortung von Horst Heldt über eine zuweilen desaströse Außendarstellung des Vereins (Horst Heldt und Clemens Tönnies) bis hin zu einer immer deutlicher werdenden Überschreitung der eigene Kompetenzen und des eigenen Verantwortungsbereichs (Clemens Tönnies).

Assauer-Zitat: Der Schnee ist geschmolzen - jetzt sehen wir die Kacke. Bild: Susanne Hein-Reipen
Assauer-Zitat: Der Schnee ist geschmolzen – jetzt sehen wir die Kacke. Bild: Susanne Hein-Reipen

Mit zahlreichen Transparenten dokumentierte Schalkes Nordkurve, was sie vom FC Schalke 04 2014/2015 hält:
„Vermisstenanzeige! Kurve sucht Mannschaft, Finderlohn garantiert!“
„Wir haben ein Ausgabenproblem, kein Einnahmenproblem“
„CT: Kein Konzept, aber dauerhaft in den Medien“
„Der FisCh sTinkt vom Kopf“
„Der Schnee ist geschmolzen, nun sehen wir die Kacke!“
Der Graben zwischen Fans und Mannschaft tat sich spätestens nach dem Schlusspfiff auf, als Schalkes Profis den obligatorischen Gang zu den Fans verweigerten, 15 Minuten später aber doch noch kamen. Da hatte sich die explosive Stimmungslage vor allem in der Nordkurve bereits hochgeschaukelt. An einen ruhigen, verbalen Austausch zwischen Mannschaft und Fans war da schon nicht mehr zu denken. Schalkes Spieler mussten sich übelste Beleidigungen anhören. Trauriger Tiefpunkt waren einzelne Fans, die sich offenbar genötigt fühlten, mit Münzen und Feuerzeugen nach den Spielern zu werfen.
Schalkes Mannschaft auf der verspäteten "Ehrenrunde". Bild: Gerd krause Sportfotos
Schalkes Mannschaft auf der verspäteten „Ehrenrunde“. Bild: Gerd krause Sportfotos

Nach dem Spiel machten sich rund 150 Fans auf den Weg zum Haupteingang der Arena und besetzten diesen regelrecht. Unser Vorstand – Horst Heldt, Peter Peters und Alexander Jobst – bewies „Eier“ und stellte sich den Fans. Lösungen konnten in dieser „Runde“ freilich nicht diskutiert werden.

Dem Verein stehen nun schwere Zeiten bevor, die ihren Höhepunkt auf der Hauptversammlung der Mitglieder am 28. Juni 2015 finden werden.
Mehr zum Thema schreibt Susanne Hein-Reipen auf westline.de.