Desolate Schalker ebnen Dortmund den Weg zum spektakulären Comeback

Hinter vorgehaltener Hand hatten Schalke-Fans vereinzelt bereits vor Wochen geunkt, dass sich Borussia Dortmund womöglich ausgerechnet zum Derby von der unerklärlichen Formschwäche verabschieden könnte. In der Tat: zuletzt konnten die Dortmunder zuletzt drei Mal in Folge maximal punkten. Einzig ein Sieg gegen eine Spitzenmannschaft fehlte dem Team von Jürgen Klopp, um sich zu rehabilitieren. Absurd schwache Schalker taten ihnen diesen Gefallen, ergaben sich devot in ihr Schicksal und hatten Glück, nur 0:3 zu verlieren.

Timon Wellenreuther gegen Pierre-Emerick Aubameyang. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Timon Wellenreuther gegen Pierre-Emerick Aubameyang. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Ohne Biss im Zweikampf und ungewohnt wacklig in der Defensive ebnete Schalke dem Team aus der Nähe von Lüdenscheid schon früh den Weg zum leider völlig verdienten Sieg. Gegen Dortmunds aggressives Pressing und Gegenpressing fand Schalke an diesem Samstagnachmittag einfach kein Gegenmittel. Eines wäre sicherlich gewesen, ähnlich aggressiv zu agieren, früh und entschieden zu stören, auch mal zu beißen, um überhaupt zu beweisen, auf dem Platz gestanden zu haben. Allein, sie taten es nicht. Nicht in der ersten Halbzeit und auch nicht in der zweiten Halbzeit.
Dortmund Schalke AufstellungUnd so rannte Dortmund ein ums andere Mal gegen absurd schwache Schalker an und erspielte sich Großchance um Großchance. Vor allem steile Pässe stellten Schalke immer wieder vor schier unlösbare Aufgaben. Während sich Timon Wellenreuther als gefühlt Einziger gegen die Niederlage stemmte, und dem es zu verdanken war, dass Dortmund nicht schon zur Halbzeitpause 4:0 führte, agierten Schalkes Feldspieler ausnahmslos erschreckend schwach: Roman Neustädter erwies sich als nicht annähernd gleichwertiger Ersatz für Joel Matip in der Innenverteidigung. Eric Maxim Choupo-Moting agierte einmal mehr unglücklich und erneut völlig außer Form und Klaas-Jan Huntelaar hing vorne völlig in der Luft.
Dortmund spielte sich in einen Rausch. Als es Schalke in Hälfte zwei dann mal für für wenige Minuten gelang, sich in der Dortmunder Zone festzusetzen, keimte kurz Hoffnung im Gästeblock auf. Bedingungslos vom königsblauen Anhang unterstützt, schaffte Schalke es dennoch nicht, auch nur ansatzweise gefährlich zu werden. Sogenannte „Angriffe“ wurden meist nach vier bis fünf Schalker Ballberührungen von den galligen Dortmundern unterbrochen.
Und als sich langsam abzeichnete, dass Borussia Dortmund an diesem Tage vielleicht auch weiterhin nicht in der Lage sein könnte, ein Tor zu erzielen, schepperte es dann doch im Schalker Kasten. Nicht einmal, nicht zweimal, nein, ganze dreimal. Timon Wellenreuther, bezeichnenderweise mit 58 Ballberührungen aktivster Schalker Spieler (!), musste einem Leid tun.
Beim 0:1 in der 78. Spielminute schaffte es Roman Neustädter nicht, die Situation zu klären. Sein missglückter Kopfball fand Mkhitaryan, der den Ball in den 16er zurückbrachte. Dennis Aogo fälschte den Ball ab, sodass der Ball unglücklich zu Pierre-Emerick Aubameyang kam, der zum 1:0 einnetzen konnte.
Eine Minute später war Schalke wieder nicht imstande, eindeutig zu klären. Henrikh Mkhitaryan setzte sich stark gegen Atsuto Uchida durch und konnte den Ball zum 2:0 an Wellenreuther vorbei ins Tor grätschen. Wieder ein Bild mit Symbolcharakter: ausgerechnet dem Armenier, mit bislang erschreckender Leistung in dieser Saison, ermöglichten Schalkes Spieler das erste Saisontor.
Dem besten Schalker Spieler passierte dann noch ein dicker Fehler: Wellenreuther verlor am Fünfmeterraum völlig unnötig den Ball an Marco Reus, der zum 3:0 einschieben konnte. Geschenkt.
Trotz der Niederlage verabschiedeten sich Schalkes Verlierer von ihren Fans auf der Nordtribüne, die nicht mit Kritik sparten. Völlig zurecht: 3:31 Schüsse (davon kein einziger Schalker Schuss aufs Tor!), gerade einmal 35 % (!) Ballbesitz und eine ganz schwache Pass- und Zweikampfbilanz bewiesen einen Klassenunterschied.
Roberto di Matteo zeigte sich nach dem Spiel geschockt:
„Das hatten wir ganz anders geplant. Wir haben nicht das gebracht, was wir uns vorgestellt hatten. In den ersten zehn Minuten haben wir gute Ansätze gezeigt, danach aber hatten wir kaum noch Kontrolle über das Spiel. Wenn wir den Ball erobert haben, war er viel zu schnell wieder weg. So haben wir dem Gegner die Initiative überlassen und am Ende verdient verloren.“
„Wir müssen uns als erstes bei unseren Fans entschuldigen für die schlechte Mannschaftsleistung im Derby“, war RDM um Wiedergutmachung bemüht.