Das neue Schalke?

Nach sieben Spieltagen steht Schalke 04 mit einem Punkt Rückstand auf Borussia Dortmund auf Platz drei der Tabelle. Das hätten so wohl nur die kühnsten aller königsblauen Optimisten erwartet. S04 spielt momentan deutlich besser als in der Rückrunde der Saison 2014/2015. Fans und Medien sprechen bereits von einem neuen Schalke.

Schalkes Fans hoffen auf einen Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Bild: Tim Kramer, Termark-Fotografie
Schalkes Fans jubeln wieder. Bild: Tim Kramer, Tremark-Fotografie

Natürlich: Wenn es gut läuft, dann ist immer alles rosarot königsblau. Nach zuletzt fünf Pflichtspielsiegen in Folge mit nur einem Gegentor herrscht Euphorie auf Schalke. Die Abwehr scheint stabilisiert, zudem scheint Schalkes Mittelfeld die Abgänge der Schalke-Stars Julian Draxler und Jefferson Farfan mehr als kompensiert zu haben.
André Breitenreiter.
Verantwortlich für das „neue Schalke“: André Breitenreiter. Bild: Tim Kramer, Tremark Fotografie

Die Medien üben sich schon jetzt in Superlativen. Angesichts des besten Saisonstarts seit 1971 geht die „WAZ“ etwa der Frage nach, „Warum Schalke 04 schon jetzt besser ist als erwartet“ und mutmaßt, dass der Transfer von Julian Draxler der Mannschaft gut bekommen ist.
Ein weiterer Grund: Schalkes neuer Chef-Trainer stellt den Teamgedanken über alles und lässt anders als der Geschasste Roberto di Matteo lieber offensiv spielen.
Sogar die „Bild“ bewegt sich in ihrer Berichterstattung zum FC Schalke 04 irgendwo zwischen Begeisterung und spätpubertärer Peinlichkeit ( „Nackt-Rakete Sané“ ). So vergleicht „Bild“ etwa Schalkes neues Spiel mit dem legendären Schalker Kreisel ( „Schalker Kreisel 4.0“ ) und schießt damit wohl über das Ziel hinaus. Denn während Ernst Kuzorra, Fritz Szepan und Co. in den 30er und 40er Jahren sechs Meisterschaften feierten, müssen Leroy Sané, Leon Goretzka und Joel Matip wohl erst noch beweisen, dass der Vergleich mittelfristig nicht hinkt.
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Schalkes Spieler jubeln. Immer öfter. Bild: Tim Kramer, Tremark Fotografie

Wie auch immer. Die Fans hat die Schalke-Mannschaft der Saison 2015/2016 schon jetzt wieder eingefangen und begeistert. Nachdem S04 in der letzten Saison mit Anti-Fußball seine Fans vergraulte, begeistern Goretzka und Co. in dieser Saison mit Biss und Engagement.
Zur Erinnerung: Zum Ende der Saison kam es zum Bruch zwischen Fans und Mannschaft. Das führte sogar dazu, dass das gemeinsame Projekt „Du gewinnst nie allein“, die symbolische Verbrüderung von Mannschaft und Fans Anfang August auf Eis gelegt wurde. Man wolle schauen, ob sich im Laufe der Saison ein neues Ritual finden lasse. Vielleicht ist die Zeit bereits gekommen.
Denn die Fans spüren, dass auf Schalke wieder etwas zusammenwächst. Seinen Ausbruch fand dieses Gefühl nach dem Auswärtssieg beim Hamburger SV: Die Gästekurve skandierte geschlossen „Der S04 ist wieder da!“.
Schalke-Fan und Fanautorin „Susanne Blondundblau“ erkennt neben ehrlicher Arbeit auf dem Platz viele kleine Veränderungen.

„Großspurige anlassunabhängige Interviews sind weniger geworden; statt mit vollmundigen Träumen glänzen Sané, Geis, Goretzka und Breitenreiter selber mit selbstkritischen Analysen. Keine Ausflüchte, keine Ausreden, der Sieg in Stuttgart war verdammt glücklich und nicht ü-ber-ra-gend. Kompetenter, unaufgeregter Tacheles. Endlich.“

Zwar sei es für ein Zwischenfazit noch zu früh. Doch bereits jetzt sei „Der Wiederbeginn einer wunderbaren Freundschaft“ zu erkennen.
Bleibt zu hoffen, dass sich Schalkes Fans auch in Phasen, in denen es mal nicht so laufen sollte, eine Stückchen der aktuellen Euphorie bewahren. Und das gilt vor allem auch für die Medien. Nicht wahr, „Bild-Zeitung“?