Blick über den Tellerrand: Beispiel Borussia Dortmund zeigt, dass Kapitalgesellschaften nicht alternativlos sind

Seit Jahren wird auf Schalke diskutiert, ob ein eingetragener Verein wie der FC Gelsenkirchen-Schalke e.V. überhaupt noch zeitgemäß ist. Schalke-Boss Clemens Tönnies kokettierte immer wieder öffentlich damit, über eine „Schalke AG“ nachzudenken, ruderte aber immer wieder zurück. Am Beispiel Borussia Dortmund wird aktuell mehr als deutlich, dass man im modernen Fußball nicht zwangsläufig erfolgreich ist, wenn man als Kapitalgesellschaft firmiert.

Hans-Joachim Watzke. Bild: Martin Davidsen, Wikipedia. Creative Commons Lizenz
Hans-Joachim Watzke. Bild: Martin Davidsen, Wikipedia. Creative Commons Lizenz

Im Sommer und noch einmal im Herbst letzten Jahres sorgten die Dortmunder für Schlagzeilen, als man im Rahmen gleich zweier Kapitalerhöhungen zunächst die Signal Iduna-Versicherung und den Sportartikelhersteller Puma als neue Gesellschafter präsentierte und anschließend auch noch Haupt-Sponsor Evonik seinen Anteil an der „Dortmund AG“ gehörig aufstockte. Dem Vernehmen nach konnte der BVB so auf einen Schlag 140 Mio. Euro einnehmen. Die Strategie damals: dem FC Bayern München die Stirn bieten – und nebenbei natürlich den Abstand zu Schalke, Leverkusen etc. auszubauen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ließ sich siegessicher feiern. „Es ist ein schöner Tag für Borussia Dortmund“, so Watzke.
Wenige Monate später ist von dem zur Schau gestellten Optimismus nichts mehr übrig. Die Dortmunder Mannschaft enttäuschte in dieser Saison bis auf wenige Ausnahmen und wird aller Voraussicht nach nicht einmal die Qualifikation zur Euro League schaffen. Verwunderlich, immerhin gaben die Dortmunder in den letzten zwei Jahren unfassbare 118 Mio. Euro für Transfers aus.
Die Mega-Investitionen in den Kader sind also gescheitert. Öffentlich spricht Trainer Jürgen Klopp nun von einem „Schnitt“ zur nächsten Saison. Das Problem: der größte Teil der erst 2014 eingenommenen Eigenkapitalerhöhung scheint schon verbrannt. Zumindest muss man davon ausgehen.
– Weil der BVB aller Voraussicht nach die Champions League und somit die Honigtöpfe der UEFA verpasst, soll das Geld für teure Neuverpflichtungen fehlen. BVB-Chef Watzke gibt zu: „Unser aktueller Tabellenplatz verbietet große Transfers“.
Bleibt zu hoffen, dass Schalke 04 den eingeschlagenen Weg, Schulden abzubauen, verstärkt auf die eigene Jugend zu setzen und mit geschickten Transfers den einen oder anderen gestandenen Profi zu verpflichten, weiter verfolgt. Der Blick zu den Nachbarn beweist eindrucksvoll, dass Kapitalgesellschaften nicht alternativlos sind…
[Bild: Martin Davidsen, Wikipedia. Creative Commons Lizenz]