3:2 gegen Stuttgart: Huntelaar trifft wieder – Schalke mit Licht, Schatten und Glück

Gewonnen ist gewonnen. So in etwa muss wohl das Fazit des gestrigen Spiels gegen den VfB Stuttgart lauten. Das Ergebnis lässt auf eine erfolgreiche Kehrtwende nach zuletzt sechs sieglosen Spielen schließen. Wie das 3:2 allerdings zustande gekommen ist, lässt nach wie vor Fragen offen.

Klaas-Jan Huntelaar bejubelt seinen 1:0-Treffer gegen den VfB Stuttgart.
Klaas-Jan Huntelaar bejubelt seinen 1:0-Treffer gegen den VfB Stuttgart. Bild: Gerd Krause Sportfotos

“In außergewöhnlichen Situationen muss man auch mal außergewöhnliche Maßnahmen treffen“, teilte S04-Cheftrainer Roberto di Matteo noch auf der Pressekonferenz vor dem Spiel mit. Wer nun gedacht hatte, dass der Italiener gegen den VfB Suttgart mit einer außergewöhnlichen Aufstellung, vielleicht gar mit unpopulären Personalentscheidungen aufwarten würde, sah sich getäuscht. RDM ließ gegen die Schwaben erneut im 4-2-3-1 spielen. Benedikt Höwedes musste wieder auf der Rechtsverteidigerposition ran. Lediglich auf zwei Positionen stellte der Trainer um: Dennis Aogo spielte auf der linken Verteidigerposition und verdrängte damit Sead Kolasinac auf die Bank. Leon Goretzka ersetzte auf der Doppel-Sechs den verletzten Marco Höger. Max Meyer und Julian Draxler, sowie Kevin-Prince Boateng mussten mit der Bank vorlieb nehmen.
Nach einer tollen Choreo startete Schalke furios in das Spiel und erspielte sich direkt einige gute Situationen. In der 9. Spielminute war es soweit, das schier „Unglaubliche“ passierte: Klaas-Jan Huntelaar netzte mit etwas Glück zum 1:0 ein – sein erstes Tor in diesem Kalenderjahr! Die Fans rasteten aus, ihr Hunter hatte endlich wieder getroffen.
Schalke blieb am Drücker und hätte auf 2:0 erhöhen können (Dennis Aogo in der 14.). Trotzdem fiel der ernüchternde Ausgleich. Daniel Ginczek spielte das Leder in Weltklassemanier direkt in den Lauf von Martin Harnik, der keine Mühe hatte, aus vollem Lauf an Aogo vorbeizukommen und Ralf Fährmann mit einem Lupfer zu überwinden. Bitter.
Bitter auch die Reaktion der Schalker, denn Königsblau reagierte geschockt, spielte jetzt fahrig in der Defensive, bei Kontern der Stuttgarter oftmals chaotisch. S04 ließ den VfB vor allem in Halbzeit zwei gewähren.
In der 51. Spielminute klingelte es dann erneut im Kasten von S04. Joel Matip hatte völlig unnötig direkt zum Gegner geklärt. Daniel Ginczek spielte auf Filip Kostic, der zum 2:1 treffen konnte.
Die Stimmung auf den Rängen schien nun zu kippen. Zeitweise wandte sich die halbe Nordkurve vom Spielfeld und von der eigenen Mannschaft ab. Huub Stevens wurde erwartungsgemäß gefeiert und minutenlang „Wir sind Schalker, asoziale Schalker“ intoniert – wohl um „die guten alten Zeiten“ und mit ironischem Einschlag das königsblaue Selbstverständnis zu zelebrieren.
Roberto di Matteo brachte nun Julian Draxler für Jefferson Farfan (57.), Kevin-Prince Boateng für den wieder enttäuschenden Eric Maxim Choupo-Moting (63.) und Max Meyer für Leon Goretzka (71.).
Die Neuen brachten dringend benötigte Frische ins Schalker Spiel. S04 war jetzt wieder am Drücker und drehte tatsächlich das Spiel! In der 78. Spielminute flankte Kevin-Prince Boateng den Ball von seinem rechten Flügel auf Dennis Aogo am linken Flügel. Das reichte, um die Defensive des Tabellenletzten auszuhebeln: Aogo brachte den Ball zurück auf Boateng, der sich in den Rücken der Stuttgarter Defensive rechts im Strafraum angepirscht hatte und völlig frei stehend scharf auf den Hunter passen konnte. Der musste seinen Fuß nur noch hinhalten – 2:2.
Schalke hätte kurz darauf zum 3:2 (Aogo) treffen und einen Elfmeter nach einem klaren Foul an Julian Draxler bekommen müssen. So war es ausgerechnet Kevin-Prince Boateng, der den Schalker Sieg klarmachte: wieder konnte Dennis Aogo – nach schönem Pass von Roman Neustädter – auf links eine Flanke in den Strafraum bringen. Aogos Ball fand KPB, der die Pille volley nahm und im Tor unterbringen konnte. Auch hier war wieder viel Glück im Spiel, als der Ball unhaltbar für VfB-Keeper Sven Ulreich abgefälscht wurde.
Schalke hatte heute in der Offensive das Glück, das ihnen zuletzt oft gefehlt hatte. Hinten blieb S04 fahrig und anfällig. Roberto di Matteo täte gut daran, Schalkes Schwächephasen, wie etwa heute, in der langen Schwächeperiode zwischen dem 1:1 und vor dem 2:2, endlich auszumerzen. Und vielleicht ist es an der Zeit, es beim nächsten Spiel gegen den 1. FC Köln einfach mal von Anfang an mit einem offensiven Mittelfeld bestehend aus Julian Draxler, Max Meyer und Kevin-Prince Boateng zu versuchen. Als Joker könnte dann Eric Maxim Choupo-Moting vielleicht auch etwas befreiter aufspielen. Gegen die Kölner wird dann Klaas-Jan Huntelaar fehlen, der sich gegen den Tabellenletzten die fünfte gelbe Karte einfing…