0:1 gegen Leverkusen: S04 scheitert an taktisch diszipliniertem Gegner und Schiedsrichter Gagelmann

Es war eines der wichtigeren Spiele in diesem Jahr. Um im Kampf um die Champions League-Plätze nicht abgehängt zu werden, mussten drei Punkte her. Gegen starke Leverkusener fand Schalke aber einfach kein Mittel, weder in der Offensive, noch in der Defensive. In einem unter dem Strich engen Spiel sorgte zudem ein irritierend schwacher Schiedsrichter für eine klare Benachteiligung der Schalker.

Christian Fuchs und Peter Gagelmann. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Christian Fuchs und Peter Gagelmann. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Eric Maxim Choupo-Moting musste wie befürchtet mit Wadenproblemen passen. Für ihn stand der zuletzt bockstarke Leroy Sané in der Anfangsformation. Kaan Ayhan ersetzte in der Innenverteidigung den gelbgesperrten Benedikt Höwedes.
Beide Mannschaften neutralisierten sich zunächst weitgehend. Schalke, darum bemüht, das Spiel zu machen, scheiterte immer wieder am kompakten Defensivverbund der Rheinländer. In der Defensive stellte Bayer Leverkusen in Ballnähe stets ein Übergewicht her, sodass Schalkes Offensivspieler kaum zur Geltung kamen und immer wieder in Sackgassen rannten. Durch schnelle Spielverlagerungen hätte S04 diesen Defensivverbund knacken kömmen, scheiterte aber erneut am wie so häufig einfach zu langsamen Offensivspiel.
Auch im Umschaltverhalten zeigte Königsblaue wieder zu wenig: bis auf zwei, drei sehenswerte Konter, agierte Schalke nach Balleroberungen zu behäbig und letzlich zu unpräzise.
Zudem stand Leverkusen hoch, presste hartnäckig und setzte Schalke so frühzeitig unter Druck – oftmals gingen zwei bis drei Bayer-Spieler auf den ballführenden Spieler und unterbanden damit erfolgreich den Spielaufbau von Königsblau. Bei eigenem Ballbesitz agierte Bayer außerdem präziser als S04.
In der 12. Spielminute zeigte Schalke, wie man die „Werkself“ hätte schlagen können: mit einem sehenswert und rasendschnell gespielten Konter kombinierte sich Königslbau nach vorne. Aber zunächst scheiterte Barnetta mit seinem Schuss aus 15 Metern, danach scheiterte der Hunter aus fünf Metern an Bernd Leno.
Auf Leverkusener Seite muss Kyriakos Papadopoulos erwähnt werden. Die Leihgabe aus Gelsenkirchen entnervte Schalkes Offensive, allen voran Klaas-Jan Huntelaar, durch seine bekannt kompromisslose Spielweise – oftmals am Rande des Erlaubten oder sogar darüber hinaus.
Schiedsrichter Peter Gagelmann zog sich von Anfang an den Unmut des Schalker Publikums auf sich. Schmeichelhaft ausgedrückt sorgte „Herr Gagelmann“ mit einer Reihe fragwürdiger Entscheidungen, von denen vor allem „Papa“ profitierte, schon in Durchgang eins für fassungsloses Kopfschütteln. Zahlreiche klare Fouls des übermotiviert spielenden Griechen wurden nicht geahndet. Zwei davon hätten durchaus Erfolg versprechende Freistöße am 16er zur Folge gehabt. Zudem hätte Papadopoulos spätestens nach einem Foul von hinten an Leroy Sané die gelbe Karte sehen müssen, wurde von Gagelmann aber generös verschont.
Nachdem Leverkusen immer mehr für das Spiel tat, bettelte Schalke in der 35. Spielminute dann förmlich – und leider auch erfolgreich – um das 0:1. Marco Höger war von einem Offensivausflug nicht schnell genug nachgerückt, sodass in der Schalker Hälfte plötzlich ein Vakuum entstand. Castro, Son und Rolfes hatten jetzt geschätzte 50 Quadratmeter Platz. Ein entspannt trabender Roman Neustädter hätte den Raum enger machen können, mindestens aber Simon Rolfes stellen müssen, der völlig unbedrängt Karim Bellarabi auf links schicken konnte. Tranquillo Barnetta verlor den schnellen Außenstürmer aus den Augen, der alle Zeit der Welt hatte und aus spitzem Winkel drauf hielt und den Ball unter die Latte jagte – keine Chance für Timon Wellenreuther, zumal auch Kaan Ayhan nicht drauf ging. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Timon Wellenreuther, der heute wieder ganz stark hielt, nicht – wie zahlreiche Medien schreiben – zu früh in die Knie ging und deshalb den Ball nicht halten konnte. Schalkes junge Keeper stand bis zuletzt, der Schuss war einfach zu stramm.
Drei Minuten vor der Halbzeit musste Leroy Sané dann bereits vom Feld. Schalkes 19-jähriger Stürmer fand einfach nicht in das Spiel und kam mit der erstickenden Spielweise der Leverkusener nicht zurecht. Kevin-Prince Boateng sollte mit seiner physischeren Art zu spielen Akzente setzen.
Kurz vor der Halbzeit kassierte Papadopoulos bezeichnenderweise wegen Meckerns die längst fällige gelbe Karte und blieb gleich in der Pause.
Ein gellendes, über Minuten währendes Pfeifkonzert zog ab der 53. Minute dann Schiri Gagelmann auf sich: Der Mann in schwarz (bzw. rot) ignorierte einen klaren Rückpass von Ömer Toprak auf seinen Torwart Bernd Leno und verwehrte S04 den fälligen indirekten Freistoß. Für 62.000 Menschen in der Arena war das eine klare Angelegenheit. Nur für Gagelmann nicht, der seiner Linie treu blieb und weiter gegen Schalke pfiff. Ein indirekter Freistoß aus zwei fünf Metern wäre wohl eine nicht ganz schlechte Torchance gewesen.
Jefferson Farfan. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Jefferson Farfan. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Schalke wurde jetzt wieder stärker und wurde nun von den eingewechselten Leon Goretzka und Jefferson Farfan verstärkt. Das Comeback des Peruaners wurde erwartungsgemäß und trotz des Rückstands frenetisch vom Schalker Publikum gefeiert. „Jeff“ fand sofort ins Spiel und zeigte, was Schalke seit über einem Jahr gefehlt hat. In der 82. flankte Farfan den Ball perfekt auf Kevin-Prince Boateng, der aus 14 Metern abzog. Roberto Hilbert blockte diesen Schuss mit dem linken Arm. Das war wohl der klarste Elfmeter seit Einführung des Schiedsrichters. Nur für Peter Gagelmann nicht, der seiner unterirdischen Leistung mit einem ausbleibenden Pfiff die Krone aufsetzte. Horst Heldt nach dem Spiel: „Der Schiedsrichter stand in dieser Situation eigentlich sehr gut, hätte das sehen müssen. Die Hand war weit weg vom Körper, es nervt mich, dass es dann immer Auslegungssache ist.“
Bei Roberto Hilberts Handspiel blieb wenig Raum für Diskussionen. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Bei Roberto Hilberts Handspiel blieb wenig Raum für Diskussionen. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Alles Reklamieren half natürlich nichts und nach dieser Szene war das Spiel gegessen. Jetzt sind´s sechs Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen – ein herber Rückschlag. Und wenn es heute Borussia Mönchengladbach tatsächlich schaffen sollte, den FC Bayern zu besiegen, wird es für Schalke noch eine Schippe schwerer, die Saison auf einem Champions League-Platz zu beenden.