Spielbericht: Schalke fällt beim 1:2 gegen Hoffenheim in alte Muster zurück

Schalke reiste mit viel Rückenwind nach Sinsheim. Sieben Punkte in den letzten drei Ligaspielen, darunter der so wichtige 2:1-Derbysieg über den BVB, und das respektable 1:1 gegen Chelsea sorgten für positive Stimmung im Umfeld der Knappen. Das quälende 1:1 gegen Maribor, sozusagen Generalprobe für Hoffenheim, sollte ein Ausrutscher gewesen sein. Das hofften zumindest die mitgereisten königsblauen Anhänger vor dem Wiedersehen mit Markus Gisdol und Adam Szalai.

1899 Hoffenheim v FC Schalke 04 - Bundesliga
[Simon Hofmann]/[Bongarts]/Getty Images
Vor 30.000 Zuschauer entwickelte sich rasch ein Spiel, das die Schalker bestimmten. Und das sah gar nicht mal schlecht aus: Uchida, der für Kaan Ayhan in die Startelf gerückt war, Choupo-Moting und Huntelaar waren nach vorne die auffälligsten Schalker Spieler, die den Ball gut laufen ließen. Zumindest bis zur 13. Spielminute, als das verheißungsvolle Schalker Spiel einen herben Dämpfer bekam: ein fataler und vor allem völlig unnötiger Fehlpass von Marco Höger aus der eigenen Hälfte heraus fand TSG-Spieler Kevin Volland. Jetzt ging alles ganz schnell: Pass auf Firmino, der mit einem Querpass Elyounoussi mit einem Querpass bediente. Der Norweger musste nur noch einnetzen – 1:0.

Die Hoffenheimer zeigten in diese Szene wie perfektes Umschaltspiel geht: schnörkelos, unkompliziert, schnell, feddich. Die Schalker Defensive zeigte einmal mehr ihre Unfähigkeit, schnell vorgetragene Konter zu vereiteln. Ausgerechnet Linksverteidiger Christian Fuchs war zum Zeitpunkt des folgenschweren Ballverlusts Schalkes offensivster Spieler, der weit in der Hälfte von Hoffenheim vergeblich auf den Ball wartete. Uchida und Matip waren nicht schnell genug auf ihren Posten, Neustädter fand sich in Unterzahl plötzlich gegen zwei Gegenspieler wieder.

Schalke ließ sich vom schnellen Rückstand nicht beirren und machte da weiter, wo es vor dem Gegentor aufgehört hatte. Hoffenheim nistete sich gemütlich hinten ein und verzichtete auf allzu forsches Pressing. Trotz der kompakt und tief stehenden Hoffenheimer konnte Schalke immer wieder Löcher in die Hopp’sche Defensive reißen, einzig die Präzision fehlte. Von Präzision in der Defensive gar nicht zu sprechen: Hoffenheim zeigte immer wieder ihr schnelles Umschaltspiel und konterte gegen überforderte Schalker gefährlich.

In der 29. Spielminute leistete sich Marco Höger den nächsten Blackout: Ballverlust an Polanski, erneut Firmino halbrechts, diesmal auf Adam Szalai (ausgerechnet!), der von der Strafraumgrenze abzog und Ralf Fährmann überlistete – 2:0.

Schalke in der Folge vorne mit einigen starken Szenen, unter anderem konnte Draxler zweimal in aussichtsreicher Position abschließen, den Ball aber auch nicht im Tor von 1899 Hoffenheim unterbringen. Zunehmend spielte S04 immer weniger kreativ mit hohen, langen Bällen, die meist nicht ankamen. Hoffenheim auf der anderen Seite immer wieder gefährlich mit schnellem Umschaltspiel und den entsprechenden Kontern, die von den hinten blank stehenden Schalkern mit Glück abgewehrt werden konnten.

In der zweiten Halbzeit kamen Tranquillo Barnetta für den völlig neben sich stehenden Marco Höger und der junge Marvin Friedrich für Roman Neustädter, der sich am Auge verletzt hatte. Wer jetzt auf einen fulminanten königsblauen Endspurt gerechnet hatte, wurde bitter enttäuscht. Was auch immer Jens Keller seiner Mannschaft in der Halbzeitpause mit auf den Weg gegeben hatte, es wirkte nicht. Im Gegenteil: Schalke stellte das Fußballspielen großflächig ein. Das Spiel war nun geprägt von Schalker Einzelaktionen und Unkonzentriertheiten, die immer wieder zu Ballvelusten führten. Insbesondere Schalkes Megatalent Julian Draxler, der oft gedoppelt wurde, vertändelte in Einzelaktionen immer wieder den Ball, wirkte zunehmend bedient: unkonzentriert und lustlos. Hoffenheim gefiel sich weiterhin in der Rolle der starken Kontermannschaft, machte die Räume jetzt noch enger, ging sehr aggressiv und vehement ins Forechecking und fuhr den einen oder anderen schnellen Gegenstoß.

Das versuchte dann und wann auch Schalke – offenbarte mit langsamem Spiel und ohne zu kombinieren aber eklatante Schwächen im Umschaltverhalten. Immerhin ließ die Defensive der Blauen immer weniger zu, wahrscheinlich auch, weil Hoffenheim zunehmend die Lust schwand anzugreifen. Und Schalke? – Schien sich aufgegeben zu haben. Anstatt alles nach vorne zu werfen und Hoffenheim in aggressivem Angiffspressing zu Fehlern zu zwingen, stellten die Schalker das Forechecking komplett ein. Wer will es ihnen verdenken, bei 7 Spielen in den letzten drei Wochen?

Nachdem Joel Matip nach seiner zweiten gelben Karte vom Platz musste (75.) konnte Klaas-Jan Huntelaar in der 83. Minute mit einem schönen Treffer immerhin noch den Anschluss herstellen – mehr war letztlich nicht drin.

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