Jawoll! Schalke siegt bei di Matteo-Debüt

Die Anspannung war Roberto di Matteo anzumerken. Das Spiel verfolgte der neue Coach von der Seitenlinie aus und beide Tore feierte der Italiener ausgiebig, insbesondere beim 2:0 war di Matteo anzumerken, wie wichtig ihm dieser Sieg in seinem ersten Spiel war. Dabei war dem Spiel der Schalker wie erwartet noch kein größerer Qualitätssprung anzumerken, Hertha BSC erwies sich als dankbarer Gegner.

Julian Draxler: nicht immer souverän, aber mit einem Tor und einem Assist Garant fü den 2:0-Sieg über Hertha BSC Berlin
Julian Draxler: nicht immer souverän, aber mit einem Tor und einem Assist Garant fü den 2:0-Sieg über Hertha BSC Berlin. Foto: [Dean Mouhtaropoulos]/[Bongarts]/Getty Images
Die Parkplätze rund um die Arena waren deutlich früher als sonst voll, an den Einlässen bildeten sich lange Schlangen. Gefühlt schien das di Matteo-Debüt noch mehr Fans als sonst anzuziehen, schließlich ist die Erwartungshaltung an den Neuen an der Seitenlinie riesengroß. Für das Spiel gegen die Berliner hofften viele Schalker auf eine Weiterentwicklung des Schalker Spiels, blieben in ihren Erwartungen an das erste Spiel der Post-Keller-Ära aber glücklicherweise hauptsächlich realistisch.

Schalke fand vor 61.973 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena zunächst schwer in die Partie. Die Hertha presste hoch und aggressiv und ließ im Schalker-Spiel nach vorn nur wenig zu: Schalke versuchte viel über die rechte Seite, die Berliner stellten in Ballnähe aber stets Überzahlsituationen her und bremsten das Offensivspiel von S04 aus. Trotzdem kamen die Königsblauen zur ersten Torchance des Spiels. Nach dem öffnenden Pass von Kevin-Prince Boateng auf Atsuto Uchida und dessen flacher Hereingabe von der rechten Seite rutschte zunächst Eric-Maxim Coupo-Moting am Ball vorbei und irritierte Klaas-Jan Huntelaar vielleicht für einen Moment: die komplette Arena hatte den Torjubel bereits auf den Lippen als der Hunter den Ball am zweiten Pfosten und aus nächster Nähe doch noch daneben haute.

In der 14. Spielminute mussten zunächst Fährmann und dann Christian Fuchs in höchster Not klären, bevor das 1:0 für Schalke fiel. Julian Draxler, bislang komplett ausgeschaltet, hatte in der 19. Minute viel Platz und konnte unbedrängt auf den Hunter flanken, der mit einem wahnsinnig gut platzierten Kopfball aus rund 12 Metern einnetzen konnte. Di Matteo ballte die Faust.

Bis zur 65. Spielminute neutralisierten sich beide Teams weitgehend – Berlin verteidigte nicht mehr ganz so hoch -, bis eine Einzelaktion von Julian Draxler das Spiel entschied. Der Youngster spazierte von rechts nach links die Strafgraumgrenze entlang – mein Sitznachbar in der Nordkurve maßregelte Draxler bereits lautstark, nach links auf den frei stehenden Huntelaar zu passen – doch Draxler entschied sich für den Toschuss. Der Ball wurde abgefälscht und fand mit Glück seinen Weg ins Netz der Hauptstädter. Den königsblauen Fans war der Eigensinn des jungen Schalker natürlich postwendend egal, lautstark wurde vom ganzen Stadion „Der Mythos vom Schalker Markt“ intoniert. An diesem Abend wurde nur noch „Die Nummer eins im Pott sind wir“ lauter gesungen.

In der Folge taten weder die Schalker allzu viel, um das Ergebnis auszubauen, noch die Herthaner, um den Anschluss wieder herzustellen. In Minute 77 konnte sich Torhüter Ralf Fährmann noch einmal auzeichnen, als er mit einer Glanztat einen gefährlichen, abgefälschten Schuss übers Tor lenkte. Schiedsrichter Kichner pfiff das Spiel nach 93 Minuten ab. Roberto di Matteo ballte einmal mehr die Siegerfäuste.

Der Sieg war insgesamt mehr als verdient für Schalke. Nicht, weil sie spielerisch übermäßig überzeugt hätten, sondern weil die Hertha offensiv einfach zu harmlos blieb und hinten zweimal spielentscheidend Räume für Draxler bot. Die Schalker Defensive stand relativ solide, Weltmeister Benedikt Höwedes verlieh ihr Selbstvertrauen und Stabilität. Schlüssel zum Defensiverfolg war sicherlich das nahezu komplette Ausschalten von Top-Stürmer Salomon Kalou, der einfach kein Land sah – top! Offensiv blieb Schalke wie gehabt über weite Strecken ohne Struktur, ohne Ideen und oftmals unpräzise. Roberto di Matteo wird also weiterhin viel zu tun haben. Die nächste Standortbestimmung folgt am Dienstag zuhause gegen Sporting Lissabon in der Champions League.

Foto: [Dean Mouhtaropoulos]/[Bongarts]/Getty Images