Haarsträubende Fehler und fehlende Struktur bringen Schalke Niederlage gegen Freiburg

Schalke-FreiburgGegen taktisch disziplinierte Mannschaften hat Schalke 04 immer wieder Probleme. Nun ging es am Samstag nach der Niederlage gegen Sporting Lissabon (2:4) erneut gegen eine dieser Mannschaften. Den auf Tabellenplatz 16 liegenden SC Freiburg musste man nicht zwingend als bärenstarken Gegner bezeichnen. Als laufstarke Mannschaft, die gerne über die Flügel spielt und mit ihrem starken, hohen Pressingspiel qualifizierten sich die Breisgauer jedoch als potenzieller Schalke-Schreck. Zudem konnte der SCF – anders als Schalke – seine zwei letzten Pflichtspiele gewinnen.

Di Matteo setzte erneut auf die Doppel-Sechs mit Jan Kirchhoff und Marco Höger. Roman Neustädter vertrat wieder den verletzten Joel Matip in der Innenverteidigung. Max Meyer durfte wieder auf der Zehn ran, auf rechts stürmte Sidney Sam.

Vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion, darunter rund 3.000 bestens aufgelegte Schalke-Fans, ließ Freiburg zunächst S04 das Spiel machen. Offenbar hatte sich auch bis in den tiefsten Südwesten herumgesprochen, dass Schalke unter Roberto di Matteo nach wie vor weitgehend kaum in der Lage ist, vorne für Akzente zu setzen und immer noch Probleme hat, schnelle Konter zu verteidigen.

Max Meyer. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Max Meyer. Bild: Gerd Krause Sportfotos

In der sechsten Minute konnte sich Eric Maxim Choupo-Moting bei Keeper Ralf Fährmann bedanken; ECPM wurde im Mittelfeld unter Druck gesetzt und spielte einen haarsträubenden Fehlpass. Die Freiburger kombinierten sich daraufhin erstmals schnell bis in den Strafraum. Fährmann aber konnte den anschließenden gefährlichen Schuss von Sebastian Freis mit einer sehenswerten Fubßabwehr egalisieren. Da hätte es schon klingeln können.

Schalke ließ sich davon nicht beeindrucken, spielte weiter nach vorn und konnte sich trotz der beiden tief stehenden Viererketten der Freiburger einige Chancen herausspielen. Etwa in der 10. Minute als sich Klaas-Jan Huntelaar den Ball sehenswert mit der Hacke selbst vorlegte und aus 16 Metern abzog, allerdings an SCF-Torwart Roman Bürki scheiterte.

Nach zwei, drei weiteren schönen Aktionen der Knappen – unter anderem versuchten es Max Meyer und Sidney Sam mit Torschüssen – schepperte es im Schalker Kasten. Ähnliche Situation wie bei Choupo-Motings Fehlpass in der sechsten Minute: Sidney Sam mit dem Rücken zum Spiel wurde blitzschnell von Christian Günter übertölpelt (ein anderer Schiedsrichter hätte vielleicht auf Feistoß entschieden). Dessen Pass nach links landete bei Sebastian Freis, der am Strafraumrand eigentlich recht schwach in den Sechzehner flankte. Vom Oberarm von Benedikt Höwedes jedoch abgefälscht, mutierte der Rohrkrepierer zur Präszisionsflanke. Der Ball kam zu Christian Günter, der mit links zum 1:0 einnetzte.

Wie schwach Schalke zuweilen zu verteidigen weiß, zeigte sich ganz gut in einer Szene aus der 41. Spielminute. Drei Freiburger setzten sich in der eigenen Hälfte viel zu leicht gegen drei Schalker Spieler durch. Rückwärtsbewegung – Fehlanzeige! Insbesondere Jan Kirchhoff trottete aufreizend langsam zurück in Richtung eigener Hälfte. Zudem befand sich Atsuto Uchida nach einem Offensivausflug nach vorn gerade in der Rückwärtsbewegung, konnte also nicht eingreifen und Eric Maxim Choupo-Moting rückte links stehend nicht in das Mittelfeldzentrum ein. In der Folge ergab sich eine 5:3(!)-Überzahl, die den Freiburgern aber nichts einbrachte.

Jan Kirchhoff. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Jan Kirchhoff. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Wer so schlecht steht und eine drohende Unterzahlsituation nicht im Ansatz mit beherzter Laufarbeit versucht auszumerzen, der kann nur verlieren. Und das taten die Schalker dann auch. Nach einer Höwedes-Chance und einem von Ralf Fährmann gerade noch an die Latte gelenkten Schuss von Jonathan Schmid führte erneut eine missglückte Einzelaktion zu einem Gegentor: in der 68. Minute flankte Vladimir Darida von links in den 16er, wo Dennis Aogo mit gleich zwei Kopfbällen Slapstickeinlagen schön für Jonathan Schmid auflegte. Der Franzose bedankte sich artig für soviel Mitarbeit und knallte den Ball volley in den linken Winkel.

Der nach dem Seitenwechsel für Max Meyer gekommene Kevin-Prince Boateng blieb unauffällig und konnte dem in der zweiten Hälfte  immer passiver werdenden Schalker Spiel kein Leben einhauchen. Schalke konnte sich nach dem 0:2 immer wieder mal bei Ralf Fährmann bedanken, der mit einigen Paraden einen höheren Freiburger Sieg verhinderte.

Roberto di Matteo war nach dem Spiel maßlos enttäuscht:

Wir haben ganz ordentlich angefangen und das Spiel auch kontrolliert. Das erste Gegentor fiel ein bisschen gegen den Spielverlauf. Danach haben wir ein wenig den Rhythmus verloren, die erste Halbzeit letztendlich aber trotzdem noch gut abgeschlossen. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass wir nach der Pause nicht mehr so viel Druck wie in der ersten Halbzeit entwickeln konnten. Erst in der Schlussviertelstunde sind wir wieder in die Nähe des gegnerischen Tores gekommen. Beim zweiten Gegentor hatten wir genug Zeit und auch Spieler, um den Ball wegzuschlagen. Wir hatten zweimal die Chance, diese Situation zu klären.

„Wir haben sie eingeladen, uns den Ball abzunehmen, was dann auch zum ersten Gegentor geführt hat. (…) Uns fehlte die Struktur. Deshalb ist die Niederlage am Ende auch verdient“, fasste Horst Heldt das Spiel – und die Schalker Baustellen – abschließend perfekt zusammen…